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Erderwärmung könnte höher ausfallen als gedacht

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Eine neue Generation von Klimamodellen zeigt eine stärkere Erderwärmung als ältere Modelle. Das beunruhigt die Experten.

Der Klimawandel lässt die Polkappen schmelzen.

Mit Klimamodellen der neuesten Generation beschäftigen sich Forscher vom heutigen Montag an bei einem internationalen Workshop in Barcelona. Thema ist das sechste „Coupled Model Intercomparison Project“ (CMIP6), bei dem die neuesten Modelle miteinander verglichen werden. In einem Gastbeitrag für das Onlinemagazin „Carbon Brief“ beschreiben drei britische Experten erste Ergebnisse dieser Modelle. Die Klimasensitivität der Erde ist demnach höher, als bisher angenommen.

Die neue Generation Modelle kann durch eine höhere Auflösung der Vorgänge im Klimasystem genauer beschreiben, wie stark sich die Erde bei einer Verdopplung des CO2-Gehalts der Atmosphäre erwärmt. Diese sogenannte Klimasensitivität ist unter anderem deshalb so schwer zu bestimmen, weil die Einflüsse von Wolken und Aerosolen bisher schwer in die Modelle einzubeziehen waren. Das sei mit den neuen Modellen und höherer Rechenleistung nun besser möglich, schreiben Stephen Belcher vom britischen Wetterdienst, Olivier Boucher vom Institut für Klimamodellierung und Rowan Sutton vom National Center for Atmospheric Science der University of Reading.

Seit etwa 50 Jahren ist die Einschätzung der Forschung im Großen und Ganzen die gleiche geblieben: Eine Verdopplung der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre führt zu einer Erwärmung von etwa drei Grad Celsius. Dabei reichte die angegebene Spanne von 1,5 bis 4,5 Grad.

Wieso die Forschung es nicht genauer sagen kann? „Der Grund ist die Natur“, sage der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström, Tagesspiegel Background. „Wäre die Erde nur ein Brocken Stein ohne lebendige Biosphäre, könnte man sehr präzise sagen, wie stark die Temperatur ansteigen wird. Wälder, Ozeane oder Böden können jedoch Kohlendioxid-Emissionen aufnehmen und entlassen. Es geht also darum zu verstehen, wie stabil diese Systeme sind und wie stabil ihre Kapazität ist, Kohlendioxidemissionen abzupuffern. Und leider sieht es so aus, als ob die Kapazitäten der Natur vielleicht nicht so stabil sind, wie wir einmal gedacht haben“, sagte Rockström.


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Eine Erderwärmung im oberen Bereich der Spanne legte bereits das fünfte Modellvergleichsprojekt nahe, das sie auf 2,1 bis 4,7 Grad verschob. Das sechste Modellvergleichsprojekt ergab nun eine Spanne von 2,8 bis 5,8 Grad Erwärmung bei einer Verdoppelung des CO2-Gehalts.

„Das wären sehr schlechte Nachrichten“

Diese Zahl gilt für einen sehr langen Zeitraum bis die Erde wieder einen Gleichgewichtszustand erreicht hat (Equilibrium Climate Sensitivity – ECS). Dann hat sich beispielsweise die von den Ozeanen aufgenommene Wärme wieder verteilt. Demgegenüber ist die Antwort des Klimasystems im Übergang (Transient Climate Response – TCR) geringer. Hier treten Feedbackeffekte wie eine Erhöhung des Wasserdampfgehalts in der Atmosphäre auf, denn dieser steigt mit höheren Temperaturen. Und weil Wasserdampf selbst ein Klimagas ist, erhöht dies die Erwärmung. Der Weltklimarat IPCC hat die TCR in seinem 5. Sachstandsbericht mit einem bis 2,5 Grad angegeben.

Die Klimaforscher wollen nun erst einmal im Detail verstehen, warum einige der neuen Modelle diese Verschiebung zeigen, heißt es in dem Gastbeitrag. Die Klimawissenschaftlerin Gerrit Hansen von Germanwatch twitterte:

„Sollten diese frühen Ergebnisse für höhere ECS-Werte bestätigt werden, wären das sehr schlechte Nachrichten.“ Oliver Geden, Politikberater mit den Schwerpunkten Klima und Energie, erwartet ein Neuaufflammen der Diskussion um das Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre.

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