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FFH-Chef Hans-Dieter Hillmoth: Abschied nach 30 Jahren

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Über Jahrzehnte hat sich Hans-Dieter Hillmoth einen Ruf als Leiter des privaten Radiosenders FFH einen Ruf als rücksichtsvoller Antreiber erarbeitet. Nun geht er in den Ruhestand.

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BAD VILBEL – Das vielleicht schönste Abschiedsgeschenk haben Hans-Dieter Hillmoth die Hörer gemacht: 522 000 pro Stunde haben nach der letzten Marktanalyse Radio FFH eingeschaltet, ein Plus von 19 Prozent. Insofern bleibt der Privatsender aus Bad Vilbel Marktführer in Hessen. Den Platzhirschen Hessischer Rundfunk hatte der Privatkonkurrent bei der Gründung vor 30 Jahren aus dem Stand überflügelt. Das war vielleicht noch nicht das eigentliche Kunststück. Erstaunlich ist vielmehr, dass FFH in diesen drei Jahrzehnten die öffentlich-rechtlichen Unterhaltungswellen immer hinter sich ließ – hr3 kam zuletzt auf 340 000 Hörer. Der Sender aus der Frankfurter Bertramstraße hat seine Achtung vor dem FFH-Chef dadurch bekundet, dass er ihn am Sonntag in den hr1-Talk einlud. Zeitgleich wurde Hillmoth auch im eigenen Sender interviewt und Fach- wie Publikumsblätter widmeten ihm lange Abschiedsartikel.

Glänzender Organisator und gelassener Perfektionist

Solcher Respekt hat seine Gründe: Der Radiopionier aus dem Münsterland ist ein glänzender Organisator, ein gelassener Perfektionist, ein diskreter Kontaktriese und ein rücksichtsvoller Antreiber. Sein Aufsichtsratsvorsitzender Hans Georg Schnücker, der auch Sprecher der Geschäftsführung der VRM ist, lobt an ihm, dass Hillmoth sich in 30 Jahren mit niemandem gemein gemacht, sich aber auch weder an Politikern, noch an Gesellschaftern oder Branchenkollegen abgearbeitet hat. Die bunte Truppe der FFH-Gesellschafter, darunter vor allem die Zeitungsverleger, haben ihrem Geschäftsführer und Programmdirektor in einer sehr wechselhaften Branche auch deshalb so lange die Treue gehalten, weil der Sender dank bester Werbeeinnahmen stets hochprofitabel blieb: Ein Radioprogramm wie das von FFH bewährt sich im Alltag noch immer als perfektes Begleitmedium, auch als glaubwürdiges Werbeumfeld. Und Hillmoth und seinen Mitstreitern gelang es, dank Lokalkolorit, schmissiger Musikauswahl und munteren Moderatoren eine Art akustischen Heimatgefühls zu vermitteln.

Diese Verbundenheit mit dem „FFH-Land“ wird auch bei der Abschiedsfeier morgen in Bad Vilbel zum Ausdruck kommen: 450 Gäste aus ganz Hessen sind geladen, unter ihnen – darauf legt Hillmoth Wert – alle Mitarbeiter, die für den Sendebetrieb nicht unabkömmlich sind. Zwei von ihnen werden „Flying through the air“ singen; dieser Song von Oliver Onions war der erste, der am 15. November 1989 nach den Kurznachrichten um 5 vor 5 über den Sender ging. Auch die Schlagersängerin Nicki („I bin a bayrisches Cowgirl“) wird bei der Feier im Zelt auftreten, denn Hillmoth hatte in den Anfangstagen seine Kollegen stets ermahnt, leichtere Musikkost anzubieten, „so was wie Nicki“. Man wird eben nicht der Programmchef eines Massenmediums, wenn man nicht auch ein Gefühl hat für den Massengeschmack.

Hillmoth war bei FFH aber nicht nur fürs Programm verantwortlich, sondern auch für die Finanzen. Rechnen hatte der studierte Elektroingenieur mit anschließendem Zeitungsvolontariat beim Münchner Privatradio Charivari des Verlegers Dirk Ippen gelernt. Zuvor war er drei Jahre lang als Fernsehredakteur für den Hessischen Rundfunk tätig.

Ministerpräsident Bouffier unter den Rednern

Wenn Hillmoth die Abschiedsfeier hinter sich hat – die Gäste werden dort nur drei Redner hören, nämlich außer dem künftigen Ruheständler und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Schnücker noch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier –, kann er nach dreißig rastlosen Jahren bei FFH die Hände in den Schoß legen. Jedenfalls könnte er es theoretisch, falls er nicht strukturell für den Ruhestand völlig ungeeignet wäre. Deshalb hat Hillmoth sich längst nach neuen Tätigkeitsfeldern umgeschaut. Er wird seinem Haus als persönlich haftender Gesellschafter erhalten bleiben, will sich aber mit Ratschlägen an seinen Nachfolger Marco Maier (Antenne Thüringen) zurückhalten. Die meiste Arbeit wird ihm sicherlich der Aufsichtsrat der Frankfurter Volksbank machen, dem er seit dem vergangenen Jahr als Nachfolger von Hans-Joachim Tonnellier vorsitzt. Soeben ist Hillmoth auch Vorsitzender des Fördervereins des einstigen Römerkastells Saalburg im Taunus geworden, und den Maltesern mit ihrem Besuchsdienst will der praktizierende Katholik auch helfen.

Ehefrau Ursula, die ihrem Mann im Jahr 2007 eine ihrer gesunden Nieren spendete und die gemeinsam mit ihm schon die fernsten Länder erkundete, wird sich allerdings für die künftigen Heiligen Abende etwas Neues einfallen lassen. Bisher hatte sie die stille Nacht allein daheim verbracht, weil der Gatte zu diesem Datum seit 30 Jahren alle Mitarbeiter nach Hause geschickt und die Hörer mit seiner Bassbaritonstimme vor dem Mikro unterhalten hatte.

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