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Gendersprache – AfD allein auf weiter Flur

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Die AfD gegen den Rest des Parlaments. Alle übrigen Fraktionen wandten sich entschieden gegen den Vorschlag, Gendersprache in der Verwaltung abzuschaffen.

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WIESBADEN – Der hessische Landtag hat sich am Donnerstag eine muntere Debatte über Sinn oder Unsinn der geschlechtsneutralen Sprache geliefert. Die AfD-Fraktion hatte beantragt, die Gendersprache in Ministerien, Landesbehörden und der Landtagsverwaltung abzuschaffen. Das stieß auf heftigen Widerspruch der fünf übrigen Fraktionen.

„Zurück zur Sprache Goethes und Schillers“

Entsprechende Richtlinien der Behörden hätten absurde Sprachregelungen hervorgebracht, heißt es im AfD-Antrag. Spätestens nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, das die Beschränkung auf zwei Geschlechtsoptionen als Verstoß gegen das Persönlichkeitsrecht verworfen hatte, sei „die Rückkehr zur normalen Sprache Goethes und Schillers überfällig“, heißt es in dem Antrag. Als Konsequenz aus dem Karlsruher Urteil hatte der Bundestag im Dezember vergangenen Jahres beschlossen, dass im Geburtenregister neben „männlich“, „weiblich“ oder „ohne Angaben“ auch „divers“ eingetragen werden kann.

Der AfD-Abgeordnete Frank Grobe sagte, mit der Gendersprache entferne sich auch die Verwaltung immer weiter von der Alltagssprache des Volkes. „Ideologische Kulturmarxisten“ wollten in Wahrheit das biologische Geschlecht überwinden.

Sandra Funken (CDU) meinte, es müsse die Balance gehalten werden zwischen dem sprachlichen Ausdruck der Gleichstellung und einer Komplizierung etwa durch Gendersternchen. Sprache müsse lesbar und verständlich bleiben. Ähnlich argumentierte der FDP-Parlamentarier Jürgen Lenders. Gleichberechtigung müsse sich ohne Verrenkungen in der Sprache widerspiegeln. „Sprache ist kein Denkmal, sie bildet den Entwicklungsstand der Kultur ab“, sagte Lisa Gnadl von der SPD. Auch sie wandte sich dagegen, die Neutralisierung der Sprache „ins Kuriose zu überdrehen“. Ulrich Wilken (Linke) erklärte, Sprache müsse die Erfolge des Kampfes um Gleichberechtigung abbilden.

Sozialminister Kai Klose (Grüne) wies darauf hin, dass seit 2015 gesetzlich geregelt sei, dass die Gleichberechtigung auch sprachlich zum Ausdruck gebracht werden müsse. Daran habe sich die Landesverwaltung zu halten.

Fast zwei Drittel der Deutschen lehnen die Nutzung geschlechtsneutraler Sprache ab. Auch die Debatten darüber halten viele für überflüssig und übertrieben. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa-Consulere im Auftrag des Vereins Deutsche Sprache hervor. Auf die Frage „wie wichtig oder unwichtig ist Ihrer Meinung nach gendergerechte Sprache für die Gleichstellung der Frau in Deutschland?“ antworteten nur 27,1 Prozent der Männer und 27,9 Prozent der Frauen mit „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“, jeweils mehr als 60 Prozent gaben an, dies sei „sehr unwichtig“ oder „eher unwichtig“. Auch bei den Anhängern der Grünen bewerteten 60,1 Prozent der Befragten die Gendersprache mit „sehr unwichtig“ oder „eher unwichtig“.

Das Ergebnis belege die tägliche Erfahrung, sagte die Schriftstellerin Monika Maron. Sie hatte zusammen mit dem Ökonomen Walter Krämer, dem Journalisten Wolf Schneider und dem früheren Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus einen Aufruf gegen die geschlechterneutrale Sprache initiiert, der inzwischen von 61 000 Deutschen unterschrieben wurde. Es sei eine Sprache herausgekommen, die nicht gesprochen und schon gar nicht geschrieben werden könne, sagt Maron.

Neun von zehn Befragten verwenden laut der Umfrage privat keine genderneutrale Sprache, 74,6 Prozent auch beruflich nicht.

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