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Hertha BSC: Zwischen Pokaltraum und -trauma

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Im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den FC Bayern hofft Hertha BSC auf einen Coup. Die Berliner wollen endlich ihren Pokalfluch beenden. Die Bilanz der vergangenen Jahre gegen die Münchener macht ihnen Mut.

Stell dir vor, du gibst einmal im Jahr zu Hause eine Riesen-Party, bleibst aber selbst vor der Tür. So ergeht es Hertha BSC regelmäßig seit 1985, seitdem das DFB-Pokalfinale im Berliner Olympiastadion ausgespielt wird. Lediglich eine Ausnahme gab es: 1993 zogen die Amateure Vereins sensationell ins Finale ein, mussten sich aber Bayer 04 Leverkusen mit 0:1 geschlagen geben. Aber so richtig zählt das für die Hertha-Fans nicht. Sie wollen einmal erleben, dass ihr Bundesliga-Team im eigenen “Wohnzimmer” um den Pokalsieg spielt.

“Für echte Herthaner sehr frustrierend”

“Man spürt überall in der Stadt, dass alle diesen Traum haben”, sagte Hertha-Trainer Pal Dardai bereits vor dem Halbfinale 2016 gegen Borussia Dortmund. “Ich wohne nicht weit weg vom Olympiastadion. Meine Familie und ich haben eine Tradition gehabt in den vergangenen Jahren: Gemeinsam – meine Frau, meine drei Söhne und ich – sind wir jedes Jahr zu Fuß zum Olympiastadion spaziert, um das DFB-Pokalfinale anzusehen. Immer wieder sind wir hingelaufen, aber nie war Hertha BSC dabei. Für echte Herthaner ist das sehr frustrierend gewesen.”

Hertha-BSC-Trainer Pal Dardai hat nicht extra für ein mögliches Elfmeterschießen üben lassen

Auch 2016 sah man hinterher nur lange Gesichter unter den Berliner Fans. Hertha verlor das Spiel um den Finaleinzug gegen den BVB mit 0:3 und verpasste wieder einmal das Endspiel. In den beiden folgenden Wettbewerben war schon deutlich früher Schluss: 2017 im Achtelfinale in Dortmund (3:4 n.E.), 2018 in der zweiten Runde gegen den 1. FC Köln (1:3). In diesem Jahr nun könnte Rekordpokalsieger FC Bayern – erneut im Achtelfinale – zum nächsten Party-Crasher der Berliner werden.

Ibisevic hält den Ball flach

Wenn das Achtelfinale an diesem Mittwoch angepfiffen wird (20.45 Uhr MEZ, ab 20.30 Uhr im DW-Liveticker), liegt die bittere 1:3-Niederlage der Bayern in der Bundesliga bei Bayer 04 Leverkusen gerade mal vier Tage zurück – ein Rückschlag für die Münchener, die Spitzenreiter Borussia Dortmund jagen. “Jetzt haben sie einmal verloren. Das bedeutet nicht, dass sie schlecht sind”, stapelt Hertha-Trainer Dardai tief. “Wenn die einen guten Tag haben, steht es schnell 0:3.” Ausnahmsweise könnte die Statistik jedoch mal nicht den Bayern, sondern deren Gegnern Mut machen: Seit September 2016 hat die Hertha kein Pflichtspiel mehr gegen die Münchener verloren.

Vedad Ibisevic hat in seiner Karriere 21 Mal gegen den FC Bayern gespielt – und fünf Tore erzielt

Im Oktober schickte Dardais Team die Mannschaft seines früheren Spielerkumpels Niko Kovac sogar mit einer 0:2-Niederlage wieder nach Hause. Die Herthaner wissen also eigentlich, wie man die Bayern besiegt. “Wir müssen hier nicht davon reden, dass wir der Favorit sind. Das ist ein Gegner, der eine Top-Mannschaft in Europa ist”, hält Kapitän Vedad Ibisevic dennoch den Ball flach, weist aber schon darauf hin, dass die Münchener ihren in Deutschland in den vergangenen Jahren vorherrschenden Nimbus der Unbesiegbarkeit verloren haben: “Man merkt schon, dass sie dieses Jahr Punkte verloren haben, die sie vorher nicht abgegeben haben. Natürlich gibt es Mut, dass sie immer mal wieder Ausrutscher haben. Wir wissen also, was möglich ist.” Ibisevic spricht von einem “kleinen Finale” gegen die Bayern.

Zwei Finalniederlagen

Im großen Finale standen die Herthaner erst zweimal – und verloren denkbar knapp: 1977 im Wiederholungsspiel in Hannover 0:1 gegen den 1. FC Köln (die erste Partie hatte auch nach Verlängerung 1:1 gestanden, das Elfmeterschießen im Pokal wurde erst in der folgenden Saison eingeführt) und 1979, wieder in Hannover, 0:1 nach Verlängerung gegen Fortuna Düsseldorf. Pal Dardai rechnet auch für diesen Mittwoch mit einem knappen Ausgang des Achtelfinals gegen die Bayern. Der Trainer prophezeite mit einem Grinsen im Gesicht Verlängerung und Elfmeterschießen: “Wir üben das nicht extra.” Ob das allerdings der richtige Weg ist, um den Pokalfluch der Hertha zu beenden?

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