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Kommentar: Thank you, Megan Rapinoe!

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Der Fußballerinnen kämpfen bei der WM um mehr als nur den Titel. US-Spielerin Megan Rapinoe beweist jedoch, dass Frauen zumindest in einem Feld den Männern weit voraus sind, meint DW-Redakteurin Sarah Wiertz.

Lässt Taten sprechen und Worte folgen: Megan Rapinoe

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass sie beim Singen der Nationalhymne ganz rechts außen steht – agiert sie sowohl spielerisch als auch politisch doch genau auf der entgegensetzen Seite. Die Hände verschränkt Megan Rapinoe hinter dem Rücken, der Blick geht starr zur gehissten Fahne, die Lippen sind aufeinandergepresst. Als einzige der elf Spielerinnen der US-Frauenfußballnationalmannschaft liegt ihre rechte Hand während der Hymne nicht auf dem Herzen.

Die 33-Jährige ist eine unbequemer Mensch, auf und neben dem Platz. Im Spitzenspiel gegen Gastgeber Frankreich sorgt die Weltmeisterin von 2015 auf der linken Seite nicht nur für ordentlich Wirbel – sondern beim 2:1 (1:0)-Erfolg auch für die beiden Tore des US-Teams in dieser Viertelfinalpartie. Einen Freistoß von der linken Seite verwandelt die Mittelfeldspielerin ganz scharf per Aufsetzer direkt (11. Minute). In der 64. Minute drückt sie den Ball nach einem Angriff über rechts aus sechs Metern über die Linie.

Provozierend und solidarisch

Es sind die Tore Nummer vier und fünf bei dieser WM, ihr 46. beziehungsweise 47. Länderspieltor im 157. Länderspiel, seit 13 Jahren spielt Rapinoe für die Frauennationalmannschaft der USA. Sie ist Olympiasiegerin (2012) und Weltmeisterin (2015). Beim Jubel steht sie mit beiden Füßen zusammen auf der Stelle, breitet nur ihre beiden Arme aus und verzieht keine Miene. “Ich bin ein laufender Protest”, hat sie einmal selbst über sich gesagt: Sie lässt auf dem Rasen Taten sprechen und außerhalb Worte folgen.

“I’m not going to the fucking White House”, sagt sie in einem Video, dass das Fußballmagazin Eight By Eight vor zwei Tagen veröffentlichte, auf die Frage, ob sie sich auf die Einladung des amerikanischen Präsidenten nach einem möglichen Titelgewinn freue. Als homosexuelle Frau, die sich als erste weiße Sportlerin mit NFL-Spieler Colin Kaepernick solidarisierte und eine Diskriminierungsklage gegen den eigenen US-Verband antrieb, kann sie ohne Übertreibung als Feindbild Donald Trumps angesehen werden.

Realität versus Werbeplakate

DW-Redakteurin Sarah Wiertz

Für die Offensivspielerin mit den bei der WM pink gefärbten Haaren ist es vermutlich das letzte große Turnier. Es ist die letzte Chance, noch einmal Weltmeisterin zu werden. Und es ist die letzte Chance, nochmal auf einer großen, öffentlichen Bühne ihre Meinung zu vertreten. Rapinoe geht es offensichtlich um mehr als nur den Titel, Geld und Likes. Es geht um Anerkennung. Es geht um Gleichstellung. Es geht um Respekt. Nicht nur auf den Werbebannern, die die Fußballverbände so gerne vor den Partien von den Spielern und Spielerinnen herumtragen lassen, sondern im echten Leben.

Das nämlich so aussieht: Die aktuell beste Fußballerin, die Norwegerin Ada Hegerberg ist aus Protest wegen der ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen bei dieser WM nicht dabei. Afghanische Fußallerinnen verklagen Funktionäre wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung. Die argentinische Fußballnationalmannschaft schließt sich einer feministischen Protestbewegung an. Und die DFB-Frauen wehren sich endlich gegen die mangelnde Wertschätzung seitens des DFB und der Öffentlichkeit.

Rapinoe ist, sogar noch mehr als ihre Teamkollegin Alex Morgan oder die Brasilianerin Marta, eine Ikone, eine Persönlichkeit mit klarer Haltung, wie es sie nur selten im Sport gibt. Dank ihr sind die Fußball-Frauen – zumindest auf diesem Feld – den Männern einen großen Schritt voraus.

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