Wissen und Technik

Mehr als 50 Seen unter Grönlands Eis entdeckt

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Mit so viel Wasser hatten die Forscher nicht gerechnet. Jetzt bietet sich ihnen auch die Chance, mehr über den Klimawandel in Erfahrung zu bringen.

Forscher überflogen über 500.000 Kilometer Grönlandeis. Dabei entdeckten sie 56 Seen unter der Oberfläche.

Unter dem Grönländischen Eisschild befinden sich zahlreiche bisher unbekannte Seen. Forscher aus Großbritannien und den USA analysierten Daten verschiedener Untersuchungen und entdeckten diese Seen vor allem am Rand des Eisschilds. Die Erkenntnisse könnten dazu beitragen, das hydrologische System des Eisschilds besser zu verstehen.

Grönland enthält die zweitgrößte permanent vereiste Fläche der Welt. Doch unter der Eisschicht, die bis zu drei Kilometer dick ist, ist nicht alles gefroren. Eingesperrte Wassermassen bilden kilometerlange Seen. Bisher waren vier davon bekannt. Eine Studie, die im Fachmagazin “Nature Communications” erschien, zeigt nun, dass es weit mehr gibt. Die Forscher identifizierten an 56 weiteren Stellen Wasser unter dem Eis. 


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Der größte See ist fast sechs Kilometer lang

Das Team um Jade Bowling von der britischen Lancaster University wertete die Daten etwa von Radaruntersuchungen aus. Darunter waren die des Projektes “IceBridge” der US-Raumfahrtagentur Nasa, bei der Flugzeuge den Eisschild überfliegen. Die Forscher analysierten so Daten von über 500.000 überflogenen Kilometern. Insbesondere am Rand des Eisschilds fanden sie auf diese Weise an 54 Orten Wasser unter dem Eis. Der größte See ist knapp sechs Kilometer lang. Zudem entdeckten sie zwei Seen mit Hilfe von spezieller Messungen zur Höhenänderung der Eisoberfläche.

Erstautor Jade Bowling kommentierte die Ergebnisse in einer Pressemitteilung der Lancaster University: “Diese Studie gibt uns zum ersten Mal einen Überblick darüber, wo sich unter dem grönländischen Eisschild Seen formen. Das ist wichtig, um deren Einfluss auf das hydrologische System unter dem Eis und die Bewegung der Eismassen abzuschätzen und wir erfahren mehr über die thermale Beschaffenheit des Eisschilds.”

Forscher wollen extreme Lebensformen und Folgen des Klimawandels untersuchen

Die Seen liegen laut der Studie vor allem im Norden und Osten des Schilds. Sie befinden sich zwar an dessen Rand, aber noch in den Regionen, die auch im Sommer nicht schmelzen. Die Forscher bezeichnen diese Seen als stabil, da das Wasser dort sehr lange gespeichert ist. Zwei der nun entdeckten Seen sind jedoch hydrologisch aktiv. Sie entstehen im Winter und entleeren sich während der Schmelze im Sommer. Dabei bewegen sie die Eisschichten und bewirken Höhenunterschiede. Zwei weitere solcher Seen waren schon zuvor bekannt.

Die Forscher gehen davon aus, dass weit mehr Seen existieren könnten und hoffen, dass der Satellit ICESat-2, der seit vergangenem Jahr in Betrieb ist, Daten dazu liefern kann. Denn die Wasserspeicher könnten wertvolle Informationen enthalten: “Diese Seen ermöglichen es uns, nach extremen Lebensformen zu suchen und Bodenproben können Rückschlüsse über Umweltveränderungen geben”, so Co-Autor Stephen Livingstone in der Pressemitteilung.

Die Forscher hoffen außerdem, mit Hilfe der Ergebnisse besser abschätzen zu können, wie der Eisschild auf steigende Temperaturen reagieren wird. Frühere Studien hatten die Entstehung von aktiven Seen unter dem Eisschild direkt mit dem Klimawandel in Zusammenhang gebracht. Seen im Eis bilden sich grundsätzlich entweder durch Wärme, die durch Druck und Bewegung der Eismassen selbst entsteht, durch Erdwärme oder durch eindringendes Oberflächenwasser. In der Antarktis kommen solche Seen weit öfter vor; bereits über 400 wurden schon unter dem Eis entdeckt. (dpa)

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