Wissen und Technik

Merkel im Geiste Humboldts

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Die Bundeskanzlerin spricht auf dem Jahrestreffen der Humboldt-Stiftung – und lobt den Geist des Multilateralismus und der Vernetzung Alexander von Humboldts.

Angela Merkel auf der Jahrestagung der Humboldt-Stiftung.

Sie wedeln, die Humboldtdianer, mit Programmzetteln, Broschüren, mit Fächern, und das bleibt auch der Bundeskanzlerin nicht verborgen. „Wenn ich Sie sehe mit Ihrer wedelnden Bewegung“, sagt Angela Merkel ins vollbesetzte Auditorium maximum der FU hinein, „dann hat das ja auch mit dem Klimawandel zu tun.“

In der Tat: Ausgerechnet am bisher heißesten Tag des Jahres hat die Alexander von Humboldt-Stiftung zur Eröffnung ihres Jahrestreffens in den Henry-Ford-Bau geladen. Im Publikum sitzen rund 800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 80 Ländern mit ihren Familien, allesamt Stipendiaten der Stiftung und dank ihrer Förderung für sechs bis 24 Monate an deutschen Hochschulen zu Gast. Viele von ihnen arbeiten an Themen rund um Klimawandel, Biodiversität, Nachhaltigkeit: Alles Themen, die bereits den Namensgeber der Stiftung beschäftigten.

Im 250. Geburtsjahr Alexander von Humboldts steht auch das alljährliche Treffen der Stipendiaten im Zeichen des Naturforschers. Eine „Ausnahmepersönlichkeit“ war er, wie Merkel in ihrer Festrede sagt, einer, für den die Freiheit die wesentliche Triebkraft gewesen sei, der über nationale und disziplinäre Grenzen hinausdachte. Auch ein großer Netzwerker: Humboldt korrespondierte mit Wissenschaftlern in vielen Ländern – ganz im Sinne der nach ihm benannten Stiftung, deren Netzwerk fast 30.000 Wissenschaftler in aller Welt umfasst. „Daran hätte er seine Freude gehabt.“

“Wissenschaft ist nicht frei von Verantwortung”

Der Humboldtsche Geist ist für Merkel einer der Zusammenarbeit, des Multilateralismus, der Vernetzung. „Ideen können nur nützen, wenn sie in vielen Köpfen lebendig werden“, zitiert sie ihn. Die Herausforderungen der Gegenwart – Klimawandel, Wirtschafts- und Finanzkrisen, demographischer Wandel, Epidemien und Antibiotika-Resistenzen, die digitale Revolution und die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz – könnten nur gemeinsam bewältigt werden. Dass der freiheitliche Humboldtsche Geist durch autoritäre Regime und Tendenzen bedroht ist, erfülle sie mit großer Sorge, sagte Merkel. Die Wissenschaft müsse frei sein, sie sei aber nicht frei von Verantwortung, sondern müsse stets aufs Neue klären, „ob alles gemacht werden soll, was gemacht werden kann“.

Die Bundeskanzlerin überreichte die mit 25.000 Euro dotierten „Humboldt-Alumni-Preise“ an sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für deren innovative Netzwerkideen. Einer der Preise ging an Rayner Núnez aus Kuba: Er engagiert sich für den im Osten Kubas gelegenen Nationalpark „Alexander von Humboldt“ durch den Aufbau eines Netzwerks aus Forschenden, NGO-Mitarbeitern, Freiwilligen und Studierenden. Als Humboldt 1804 in Kuba war, fiel ihm bereits auf, dass in dieser so artenreichen Gegend ein Verlust an Artenvielfalt drohte.

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