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Mohamed Salah, die Lebensversicherung des FC Liverpool

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Auf dem Rasen eine nicht zu bremsende Naturgewalt, zugleich aber auch ein bescheidener, demütiger Mensch. Mohamed Salah ist in jeder Hinsicht ein außergewöhnlicher Fußballer – und für den FC Liverpool extrem wertvoll.

Ein starrer Blick zum Publikum, nichts deutet darauf hin, dass Mo Salah gerade ein extrem wichtiges Tor geschossen hat. Wie verloren blickt er Richtung Tribüne, wo sich gerade Freude und Extase entladen. Liverpool feiert den Torschützen, doch Salah steht nur still da, dann verschwindet er in einer Traube aus jubelnden Mitspielern, die ihn bespringen und beglückwünschen. Als die Kollegen ihn wieder loslassen sinkt er auf die Knie, küsst den Rasen und sendet ein paar stille Worte gen Himmel. Schließlich, als Gesänge und Jubel schon langsam wieder abnehmen, freut Salah sich doch noch zaghaft, leise.

Dabei hätte er durchaus Grund gehabt, sich ausgelassen zu freuen und mit der Mannschaft zu feiern. Im letzten Gruppenspiel gegen den SSC Neapel steht der FC Liverpool mit dem Rücken zur Wand, nur ein Sieg bringt die Briten weiter. Nach einer bewegten Anfangsphase bedient nach einer guten halben Stunde der nimmermüde James Milner Kollege Salah rechts am Strafraum und der Ägypter kann sich mit einer schnellen Drehung von seinem Gegenspieler Mario Rui lösen, zieht aus spitzem Winkel ab und trifft zum 1:0 für den FC Liverpool, der dieses Tor unbedingt braucht, um das Achtelfinale der Champions League zu erreichen.

Selbstlos und zielstrebig – Jürgen Klopp gefällt das

Aus spitzem Winkel ins Netz: Salah mit dem so wichtigen Tor für Liverpool

Die Szene in der 34. Minute erzählt viel über den Fußballer Mohamed Salah: Auf dem Rasen eine nicht zu bremsende Naturgewalt, voller Willen, Instinkt und Torgefahr. Zugleich aber auch ein bescheidener Mensch, der lieber betet als sich in großen Gesten selbst zu feiern. Ein weiteres Beispiel dafür liefert das vergangene Wochenende: Salah schießt im Premier League-Spiel beim AFC Bournemout drei Tore, die Reds gewinnen mit 4:0 (1:0) und Salah wird “Man of the match”. Doch der ägyptische Volksheld reicht die Trophäe für diesen Titel kurzentschlossen weiter an Mannschaftskamerad James Milner, der gegen Bournemouth zum 500. Mal in der Premier League auflief. “Ich muss ihm zu seiner großartigen Karriere gratulieren. Er hat es verdient. Ich werde den Preis nicht annehmen”, erklärt Salah. Selbstlos, geradeaus und zielstrebig – es ist wohl kein Wunder, dass Mo Salah unter dem ihm nicht unähnlichen Trainer Jürgen Klopp zum Superstar gereift ist.

Als Salah in der 40. Minute nach einem Zweikampf mit Kalidou Koulibaly mit schmerzverzerrter Miene zu Boden geht und sich den Fuß hält, springt das ganze Stadion auf. Alle Zuschauer in Rot protestieren und freuen sich kurz darauf, als Salah wieder aufsteht. Sie wissen, was sie an ihm haben.

Die Bürde des Torrekords ist keine für Salah

Gute Laune dank Salah: Jürgen Klopp steht mit dem FC Liverpool im Achtelfinale

In der von der britischen Presse zum “Endspiel” erhobenen Partie gegen Neapel ist Salah so etwas wie die Lebensversicherung für Liverpool. Zahllose Chancen vergeben seine Mitspieler und anfangs auch er. Nach einer feinen Flanke von der linken Seite taucht Salah in der 7. Minute freistehend im Strafraum auf, versucht aber den Ball anzunehmen, statt direkt draufzuhalten. Der Ball verspringt ihm, leichte Beute für Torwart David Ospina. Doch Salah scheinen solche Szenen nur noch mehr anzuspornen. Oder wie er es ausdrückt: “Du musst loyal zu Dir selbst sein”.

Unglaubliche 41 Tore schoss er in der Vorsaison, 13 sind es bereits in der laufenden Spielzeit. Trotz der gewaltigen Fußstapfen, die sich Salah mit seinem Torrekord quasi selbst hinterlassen hat, ist er wieder auf dem Weg zu einer außergewöhnlichen Saison. Auch mit den sprunghaft gestiegenen Erwartungen an ihn scheint er umgehen zu können. “Er ist ein Matchwinner für uns, ein Weltklassespieler”, lobt ihn James Milner nach der Partie. “Und heute hat er es wieder getan.”

Eine aufregende Saison an der Anfield Road

Besonders wichtig ist Salah auch deshalb für sein Team, weil andere schwächeln. So traf Sturmpartner Sadio Mané seit anderthalb Monaten nicht mehr. Und das blieb auch in diesem Spiel so: In der Nachspielzeit trabte Mané mutterseelenallein auf das Tor zu – und schoss wieder daneben. Auch deshalb wurde es am Ende nochmal richtig eng: Liverpools brasilianischer Keeper Alisson Becker wehrte einen Schuss aus zwei Metern von Neapels Arkadiusz Milik ab. Bei Becker und Salah konnte sich Jürgen Klopp also bedanken, dass es doch noch klappte mit dem Achtelfinaleinzug, nachdem seine Elf alle drei Auswärtsspiele in der Gruppenphase verlor (0:1 in Neapel, 1:2 in Paris und sogar 0:2 beim Gruppenletzten aus Belgrad).

In der Liga führt Liverpool nach 16 Spieltagen mit einem Punkt Vorsprung auf Manchester City die Tabelle an. Es könnte wieder eine aufregende Saison werden an der Liverpooler Anfield Road. Auch dank Mister Zuverlässig, Mo Salah.

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