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Nordische Ski-WM: Doping-Chaos in Seefeld

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Der von der ARD-Dopingredaktion ins Rollen gebrachte Dopingfall zieht erste Konsequenzen nach sich. Österreich nimmt eine Staffel aus dem Wettbewerb und auch der Langlaufchef wird als Bauernopfer seinen Job verlieren.

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So wird die österreichische Männer-Staffel bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld in Tirol am Freitag nicht vertreten sein. Der gastgebende Skiverband verzichtet nach den Festnahmen der beiden Athleten Max Hauke und Dominik Baldauf wegen Blutdopingverdachts am Mittwoch auf eine Teilnahme. Der ÖSV verfügt in Seefeld nur noch über drei erfahrene Langläufer sowie zwei in der Staffel wohl überforderte Nachwuchsathleten. In der Frauen-Staffel am Donnerstag ist der mit nur zwei Athletinnen nach Seefeld gekommene Verband ebenfalls nicht am Start.

Unter Druck: Peter Schröcksnadel, Präsident des Österreichischen Skiverbandes

Der Präsident des Österreichischen Skiverbandes, Peter Schröcksnadel, tritt die Flucht nach vorn an. Mit ersten personellen Konsequenzen will Schröcksnadel ein Zeichen setzen. So wird Markus Gandler seinen Posten als Sportlicher Leiter für Langlauf und Biathlon nur noch bis zum Ende des Winters ausüben, erklärte Schröcksnadel in einem ORF-Interview. Gandler treffe persönlich zwar keine Schuld am neuerlichen Dopingskandal, es werde aber dennoch Konsequenzen geben, sagte der Funktionär.

Neben den beiden Österreichern wurden auch die beiden Esten Andreas Veerpalu und Karel Tammjarv, sowie der kasachische Langläufer Alexei Poltoranin, immerhin zwölffacher Weltcup-Sieger und zweifacher WM-Bronzemedaillengewinner von 2013, festgenommen. Einer der Österreicher soll, so die Ermittler, mit einer Spritze im Arm in flagranti erwischt worden sein.

ARD federführend bei Recherche

Ausgelöst hatten den Skandal Recherchen der ARD-Dopingredaktion. Es bestehe der Verdacht auf Doping am Rande der Titelkämpfe in Tirol, schrieb der Journalist Hajo Seppelt kurz vor den Razzien auf Twitter. Laut ARD-Recherchen sollen mehrere Teams im Fokus der Ermittlungen stehen.

Der Verdacht des ARD-Teams bestätigte sich. Das österreichische Bundeskriminalamt teilte nach dem Ende der Durchsuchungen mit, dass ein international agierendes Dopingnetzwerk zerschlagen worden sei. Bei mehreren Anti-Doping-Razzien seien insgesamt neun Personen festgenommen und 16 Hausdurchsuchungen vorgenommen, so die Ermittler.

Im Mittelpunkt der “Operation Aderlass”, die im Ski-WM-Ort Seefeld und in Deutschland durchgeführt wurde, soll demnach der in Erfurt ansässige Sportmediziner Dr. Mark S. stehen. In Seefeld seien zwei Mitglieder der Gruppe sowie fünf Sportler festgenommen worden, in Deutschland der Sportmediziner S. und ein Komplize.

Immer wieder Österreich

Österreichs Athleten standen schon länger auf der Beobachtungsliste der Fahnder. Der bei Olympia in Sotschi 2014 positiv auf EPO getestete Langläufer Johannes Dürr hatte im Januar umfassend über die Doping-Praktiken im Leistungssport ausgepackt, hatte sich dann aber nicht für die WM qualifiziert. Bereits bei Olympia 2006 in Turin hatte die italienische Polizei eine Razzia bei Österreichs Langläufern und Biathleten durchgeführt.

Tipps vom Insider: Dopingsünder Johannes Dürr

Aber nicht nur die Österreicher stehen im Visier der Kontrolleure. Vor gut zwei Jahren bei der Biathlon-WM in Hochfilzen wurde in den Teamunterkünften der kasachischen Nationalmannschaft eine Razzia durchgeführt. Bei der nächtlichen Durchsuchung wurden damals zahlreiche medizinische Produkte und Medikamente sichergestellt. Grund war, dass im Januar 2017 eine Privatperson beobachtet hatte, wie die Insassen von mehreren Kleinbussen an einer Tankstelle in Osttirol einen größeren Karton entsorgten.

Estlands Verband unter Druck

Druck macht auch Estland, dessen Verband selbst betroffen ist. Der estnische Kulturminister Indrek Saar dringt auf eine vollständige Aufklärung. “Die österreichischen Behörden müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Wahrheit herauszufinden – was passiert ist und wer beteiligt ist”, erklärte der auch für Sport zuständige Minister in Tallinn. “Die Reputation des estnischen Sports steht sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene erneut auf dem Spiel. Sport muss sauber sein, da gibt es keinen Verhandlungsspielraum, keine Grauzone”, sagte Saar. Der Präsident des estnischen Skiverbands, Andreas Laane, sprach von einem schlechten Tag für Estland. “Ich kann Ihnen versichern, dass es in unserem Interesse liegt, die Wahrheit so schnell wie möglich herauszufinden”, sagte er im estnischen Rundfunk.

cgn/se (afp, dpa)

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