Wissen und Technik

Schulferien liegen ungünstig für Berliner Wissenschaftler

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Urlaub mit Schulkindern? Das geht in Berlin für Uniangehörige nur zwei Wochen lang, weil die vorlesungsfreie Zeit erst Mitte Juli beginnt.

Die Sommerferien-Termin rotieren zwischen den Bundesländern – was immer wieder zu Problemen führt.

Eigentlich sollten die Sommerferien ein Grund zur Freude sein. An der Freien Universität Berlin (FU) sorgt das Thema aber jetzt für Unmut. Denn in diesem Jahr überschneiden sich die Berliner Sommerferien jeweils nur zwei Wochen lang mit den Semesterferien der Hochschulen. Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder Studierende, die mit schulpflichtigen Kindern verreisen möchten, ist das ein Problem, wie jetzt im Akademischen Senat (AS) der FU kritisiert wurde. Mehrere Mitglieder beklagten sich über die familienunfreundlichen Differenzen.

Die vorlesungsfreie Zeit an den Hochschulen erstreckt sich nach dem Sommersemester üblicherweise von Mitte Juli bis Mitte Oktober. Diese akademischen Ferien werden von den Hochschulen selber festgelegt und umfassen deutschlandweit für gewöhnlich genau diesen Zeitraum.

Ausnahmen für Bayern und Baden-Württemberg

Anders die Sommerferien an deutschen Schulen. Wie im „Hamburger Abkommen“ von der Kultusministerkonferenz (KMK) 1964 beschlossen, rotieren die in fünf Gruppen eingeteilten Bundesländer und starten abwechselnd früher oder später in die Sommerferien. Diese sind auf einen Gesamtzeitraum von fast 90 Tagen verteilt. So sollen überfüllte Autobahnen und Züge vermieden werden. Auch den Interessen der deutschen Tourismusbranche wird man durch die Rotation gerecht, die so länger etwas vom Ferienansturm hat.

Was viele an der Regelung als ungerecht empfinden: Die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg rotieren nicht mit den anderen. Früher wurde das damit begründet, dass gerade Schüler und Schülerinnen aus ländlichen Regionen im August zur Erntehilfe schulfrei haben sollen. Heute wird der stets späte Einstieg der beiden Länder in die Sommerferien damit erklärt, dass beide Länder zweiwöchige Pfingstferien haben. An dieser zur festen Institution gewordenen Regelung wollen Bayern und Baden-Württemberg festhalten. Um die Schulhalbjahre möglichst gleich lang zu gestalten, steigen sie daher frühestens Ende Juli in die Sommerferien ein und sind damit traditionell die letzten.

Berlin steigt zuerst in die Sommerferien ein

Für Mitarbeitende an Berliner Universitäten und Fachhochschulen, die mit ihren Kindern in den Urlaub fahren möchten, kommt das ungelegen. Trotz Rotationsregelung steigt das Land Berlin ab 2019 dreimal zuerst in die sechswöchigen Sommerferien ein. Damit beginnen diese schon Ende der dritten Juniwoche. Mit den akademischen Ferien kommt es zu einer Überschneidung von gerade einmal zwei Wochen. Das erschwert die Urlaubs- und Freizeitplanung – dabei soll die Regelung laut Angaben der KMK doch gerade Planungssicherheit auch für Familien schaffen.

Bei einem bedeutenden Hochschulstandort wie dem Land Berlin sollte die Kultusministerkonferenz eine Ausnahme der Schulferienregelung genehmigen können, merkte die FU-Professorin Doris Kolesch im Akademischen Senat an. Mit rund 100.000 Studierenden an den Berliner Universitäten und etwa 90.000 weiteren an den Fach- und Kunsthochschulen, zu denen noch zahlreiche weitere Beschäftigte kommen, seien viele Menschen von den ungünstigen Ferienzeiten beeinträchtigt.

Nicht nur mit den akademischen Ferien korreliert das rotierende System: Wer später in die Ferien fährt, kann meist die Hauptsaison am Urlaubsort umgehen. In Nebenzeiten lässt sich gerade in Nachbarländern wie Frankreich, wo die Schulferien spätestens bis Ende August andauern, zu Ende des Sommers gut eine Unterkunft finden.

Ähnliche Probleme gibt es in NRW

Seitens der Kultusministerkonferenz heißt es dazu, jedes Bundesland könne eigene Vorschläge zur Verhandlung der neuen Sommerferientermine einbringen. Dem rollierenden System haben aber alle Länder zugestimmt, auch Berlin. Eine gemeinschaftliche Umgestaltung würde den Ländern obliegen.

In Nordrhein-Westfalen ist die Lage ähnlich. Die vorlesungsfreien Zeiten für die Universitäten des Landes hat das Wissenschaftsministerium in Düsseldorf ebenfalls schon für die nächsten vier Jahre festgelegt. Rund 700 Beschäftigte der Ruhr-Universität Bochum haben sich nun an einer Initiative zur familiengerechten Planung der Ferien- und Vorlesungszeit beteiligt. Damit engagieren sie sich für eine Anpassung der Vorlesungszeit an die Ferienzeit – also ein umgekehrter Ansatz gegenüber den Wünschen im AS der Freien Universität.

Der Bochumer Rektor Axel Schölmerich hat erklärt, er halte das Anliegen der Initiative, die ihm eine Unterschriftenliste übergab, für relevant. Er wolle gemeinsam mit den Fakultäten versuchen, „im Rahmen gesetzlicher Vorgaben Spielräume zu nutzen“.

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