Kultur

TV-Tipp: Der Nesthocker

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Der Endvierziger Armin ist schon lange Single. Als er die Blumenverkäuferin Tina kennenlernt, scheint das Liebesglück endlich zum Greifen nah – wäre da nicht ihr durchtriebener Sohn Hendrik.

Hendrik (Florentin Will) will die Mama (Carin C. Tietze) nicht mit Armin (Francis Fulton-Smith) teilen. Foto: ARD Degeto/Frank W. Hempel

Armin hat es nicht leicht im Leben. Der Bauzeichner gehört zu jenen Menschen, die durchweg das Nachsehen haben – im Beruf, im Alltag und in der Liebe.

Mit Ende Vierzig ist er immer noch Single, und es sieht ganz danach aus, als würde seine Mutter (Peggy Lukac) die einzige Frau in seinem Leben bleiben. Doch dann trifft er Tina (Carin C. Tietze).

In der romantischen Komödie «Der Nesthocker», die am Freitag (14. Dezember) um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen ist, steht sich der Protagonist selber im Weg. Er ist schüchtern, unsicher und scheut jeden noch so kleinen Konflikt – obwohl andere seine Schwäche zu ihrem Vorteil ausnutzen. Gerät Armin in eine brenzlige Situation, versagt seine Stimme. Er stottert und weiß nicht, wie er sich verhalten soll – erst recht in der Gegenwart von Frauen. Francis Fulton Smith spielt ihn als liebenswerten Kauz mit sonderbarem Humor, an dem Tina allmählich Gefallen findet.

Als sie Armin das erste Mal nach Hause zum Abendessen einlädt, rechnet dieser mit allem, nur nicht mit ihrem Sohn Hendrik. Der 27-jährige Künstler lebt noch bei seiner Mutter und ist keineswegs bereit, sie mit anderen Männern zu teilen. Seine Kampfansage an den neuen Lover kommt prompt, sobald Tina die beiden für kurze Zeit alleine lässt. Fortan torpediert das durchtriebene Muttersöhnchen jedes Rendezvous, bis Armin lernt, sich zu wehren.

«Der Nesthocker» ist leichte TV-Unterhaltung zum Wochenende. Die Komödie verzichtet auf alberne Schenkelklopfer, brennt aber auch kein Feuerwerk ab. Obwohl nicht jede Pointe zündet, lässt sich über den unglückseligen Helden wunderbar schmunzeln. Als Sympathieträger gibt der Sonderling eine gute Figur ab, zumal Francis Fulton Smith in seiner Rolle absolut authentisch agiert. Die anderen Figuren sind leider stark überzeichnet. Vor allem Hendrik wirkt streckenweise wie eine schlechte Karikatur, die den Zuschauer eher verwundert als amüsiert. Jedes Mal, wenn er einen Asthmaanfall vortäuscht oder tatsächlich erleidet, kippt der Film ins Groteske.

An solchen Stellen offenbaren sich die Schwächen des Drehbuchs, das zwar einige gute Ideen enthält, aber größtenteils unausgegoren erscheint. Viele Konflikte sind so unglaubwürdig, dass es schwer fällt, sie als solche ernst zu nehmen. So schlägt Hendrik in einer Szene vor, ein Porträt von Armin zu malen, als dieser ein weiteres Mal abends zu Besuch kommt.

Während der Sohn zu Werke geht, zieht sich Tina ins Schlafzimmer zurück und wartet dort auf ihren Liebsten. Aber Hendrik zieht das Prozedere bewusst in die Länge, um das Stelldichein erneut zu verhindern. Der Plan geht auf, der Rivale schläft auf dem Stuhl ein. Am Morgen darauf begnügt sich Tina mit Hendriks schlichter Erklärung: Es habe so lange gedauert, weil Armin nicht stillhielt. Das ist dann doch ein bisschen zu konstruiert – selbst für eine Komödie.

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