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Was Streifenpolizisten alles mit sich herumschleppen

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Viel dran rund um die Hüfte – immerhin dürfen rheinland-pfälzische Beamte die Pistole jetzt auch am Oberschenkel tragen.

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MAINZ – Millionen Deutsche mühen sich Jahr für Jahr aufs Neue dabei ab, um die Hüfte herum abzuspecken. Für Polizisten ist die Gewichtsreduzierung in dieser Körperregion ein beinahe vergebliches Unterfangen: Sie schleppen am Gürtel jede Menge Ausrüstungsgegenstände mit, die es zusammen locker auf mehrere Kilogramm bringen und die Bewegungsfreiheit erheblich einschränken. Mit dem Taser kommt nun noch ein weiteres “Führungs- und Einsatzmittel” – so der korrekte Ausdruck für die Ausstattung – hinzu. Gar nicht so leicht, für die Elektroschockpistole noch einen freien Platz am vollgepackten Gürtel zu finden.

Eine Nachricht aus dem Innenministerium verhieß Ende Dezember Aussicht auf Besserung der polizeilichen Hüftsteifheit: Die Dienstpistole dürfe künftig auch am Oberschenkel getragen werden, gab Joachim Laux, Leiter der Abteilung Polizei, bekannt. Die orthopädische Maßnahme verschlingt Mittel in beträchtlichem Umfang: Zur Anschaffung von 4 700 Oberschenkelholstern brachte das Innenmisterium 350 000 Euro in den Doppelhaushalt 2019/20 ein.

Künftig können rheinland-pfälzische Polizeibeamte zwischen fünf Optionen zum Tragen der Dienstwaffe und den dazugehörigen Holstervarianten wählen: drei am Gürtel, zwei am Oberschenkel. Damit erfüllt das Ministerium eine langjährige Forderung der Gewerkschaft der Polizei. Laux hatte zunächst beim landesweit zuständigen Polizeipräsidium ELT (Einsatz, Logistik und Technik) eine Arbeitsgruppe “Oberschenkelholster” eingerichtet und sich schließlich von deren Ergebnissen überzeugen lassen.

Im Streifenwagen wird
das Anschnallen zum Problem

Oberschenkelholster werden bei der Schutzpolizei zwar schon länger verwendet, sind aber bislang die Ausnahme. Sie sind den speziell ausgerüsteten Beamten der Beweissischerungs- und Festnahmeeinheiten (BFE) vorbehalten, außerdem Kollegen mit gesundheitlichen Problemen, die dazu ein Attest vorlegen müssen.

Die allgemeine Freigabe sei eine gute Sache, findet Polizeioberkommissarin Antje Hoost-Bestian, Schieß-und Einsatztrainerin im Polizeipräsidium Mainz. Die bisher gebräuchlichen Holstertypen könnten beim Sitzen im Streifenwagen erheblichen Druck auf die Hüfte erzeugen, sie wisse von einigen Kollegen, die das auf Dauer nicht gut vertrügen. Das Anschnallen könne auch zum Problem werden. Zur vielgliedrigen Ausrüstung kommt dann auch noch die Schutzweste hinzu, die zwar individuell angepasst ist, aber trotzdem zur Unbeweglichkeit der Beamten erheblich beiträgt.

Pistole, Schlagstock und Pfefferspray stets griffbereit

Hoost-Bestian führt einmal vor, was die Kollegen standardmäßig so alles am Gürtel tragen. Da wäre als erstes das Instrumentarium zur Selbstverteidigung: die Dienstpistole Walther P99Q, der Teleskop-Schlagstock (korrekte polizeiliche Bezeichnung: Einsatzstock, kurz, ausziehbar – EKA) sowie as Reizstoffsprühgerät RSG 3 (Pfefferspray). Hinzu kommt demnächst das Distanz-Elektroimpulsgerät (DEIG), gemeinhin als Taser bezeichnet. Wie berichtet, sollen bis 2021 alle 72 Polizeiinspektionen in Rheinland-Pfalz mit den Geräten ausgerüstet werden. Außerdem haben die Beamten dabei: ein Ersatzmagazin für die Pistole mit 15 Schuss, Handfesseln, eine LED-Taschenlampe und Sicherheitshandschuhe. Das Digitalfunkgerät wird in der Regel in der Hosentasche oder an der Weste untergebracht. Manche Streifenbeamte sind auch auch mit einer kleinen Videokamera ausgestattet und sehen dann wirklich beinahe aus wie Robocops. Im Laufe der Jahre ist die Ausrüstung immer opulenter, teils auch klobiger geworden.

Braucht man das ganze Zeug denn wirklich? “Ohne diese Sachen würde ich nicht raus gehen”, sagt Hoost-Bestian. Den Kollegen stehe es frei, noch mehr mitzunehmen. Manche tragen rund um die Hüfte irgendwo auch noch Multifunktionstools, Kabelbinder oder Gummihandschuhe.

Nicht alles muss am Gürtel befestigt werden. Zusätzlichen Stauraum, allerdings nur in begrenztem Umfang, bietet die Schutzweste. Hoost-Bestian und viele ihrer Kollegen hoffen auf das neue Modell, das Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres geliefert werden soll und über deutlich mehr und leichter zugängliche Unterbringungsmöglichkeiten für Ausrüstung verfügt.

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