Wissen und Technik

Was die Budapest-Bayern-Verbindung bringen soll

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Die Central European University kämpft in Ungarn ums Überleben. Ein Vertrag mit der TU München soll sie retten – und dazu die Europapräsenz der Orbán-Partei.

Campus der Central European University in Budapest.

Am Dienstag ist Bayern zu Gast in Budapest. Eine Kommission der Technischen Universität München (TUM) soll mit der Leitung der Central European University (CEU) eine Absichtserklärung für die Kooperation zwischen beiden Universitäten unterschreiben. Es geht um das Zusammenwirken von Mensch und Maschine – und um die Zukunft der CEU in Budapest.

Die TUM ist für ihre Ingenieurswissenschaften bekannt, die CEU spezialisiert sich auf Geistes- und Gesellschaftswissenschaften. Drei neue Professuren sollen an der Schnittstelle dieser Forschungsgebiete wirken, die von der TUM in Budapest gefördert werden, heißt es. Eine davon wird von BMW gestiftet, das Unternehmen plant außerdem aktuell einen großen Produktionsstandort in Ungarn.

“Extrem vielversprechender Partner”

Für CEU-Präsident Michael Ignatieff ist die TUM ein „extrem vielversprechender Partner“. Denn die Zusammenarbeit wäre nicht nur wissenschaftlich bereichernd. Das Angebot der TUM könnte den Standort Budapest für die CEU retten.

Seit zwei Jahren ist die vom ungarisch-amerikanischen Philantropen George Soros geförderte Universität im Visier der Regierung Viktor Orbáns. Im April 2017 verabschiedete das ungarische Parlament die sogenannte LexCEU. Nach 26 Jahren in Budapest darf die CEU nun keine amerikanisch akkreditierten Diplome mehr vergeben, die etwa 80 Prozent der von ihr angebotenen Studiengänge ausmachen. Im September eröffnet daher ein CEU-Campus in Wien. Doch die Universität möchte den Standort in Budapest ebenfalls erhalten. Erst 2016 wurden 20 Millionen Euro in ein neues Gebäude investiert.

Europäisch-parteipolitischer Hintergrund

Gleichzeitig hat die anstehende Kooperation zwischen CEU und TUM einen europäisch-parteipolitischen Hintergrund: Am 20. März wurde die Mitgliedschaft von Orbáns Regierungspartei Fidesz in der Europäischen Volkspartei (EVP) suspendiert, aktuell untersucht ein Rat die Lage in Ungarn. Der Fortbestand der CEU in Budapest ist einer der drei Punkte, die der EVP-Vorsitzende Manfred Weber von Orbán einfordert, um den Verbleib der Fidesz in der europäischen Parteienfamilie zu garantieren.

Die Kooperation mit der bayrischen Hochschule kann somit als Friedensangebot des bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder und seines CSU-Kollegen Weber gesehen werden. Laut einer Pressemitteilung der TUM ist „die Zusicherung der ungarischen Regierung, dass die CEU in Budapest US-amerikanische und europäische Studienabschlüsse verleihen“ kann, Voraussetzung für die Kooperation.

Zusätzlich zu den Professuren ist auch ein „Advanced certificate“ im Gespräch, ein höherer Abschluss, den Studenten gemeinsam an der TUM und der CEU erwerben werden könnten. Dieser wäre im besten Fall bayerisch und amerikanisch akkreditiert. Es wäre das erste Mal, dass die TUM ein amerikanisches Diplom anbieten könnte.

Frage, wie US-Diplome in Budapest zu halten sind

Viktor Orbán hat Markus Söders Angebot schriftlich begrüßt. Aber die CEU-Leitung wartet weiterhin auf eine Garantie, dass die Universität als Institution in Ungarn US-Diplome vergeben darf. „Die Regierung hat bewusst diese rechtliche Unsicherheit geschaffen“, sagt Prorektor Zsolt Enyedi. Zwar darf die CEU ab dem akademischen Jahr 2019/2020 keine neuen Studierenden in den US-akkreditierten Programmen in Budapest mehr aufnehmen. Es bleibe aber abzuwarten, ob man ein „Advanced certificate“ gemeinsam mit der TUM akkreditieren dürfe. Eine internationale Vereinbarung zwischen dem Bundesstaat New York und Ungarn, die „Lex CEU“ zum Fortbestand der CEU in Budapest vorschreibt und die auch zustande kam, hat die ungarische Regierung noch immer nicht unterschrieben.

Prorektor Enyedi hofft nun, dass die Münchner Kooperation der Regierung einen Schub gibt. „Die Bayern wollen die ungarische Hochschullandschaft und Innovation stärken. Es wäre doch paradox, wenn die ungarische Regierung dem entgegenstehen würde“, sagt der Prorektor.

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