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USA: Selbstbewusster Erfolg

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Die US-Fußballerinnen sorgen bei der Weltmeisterschaft in Frankreich für Schlagzeilen. Nicht nur spielerisch, sondern vor allem gesellschaftlich spielen sie in einer ganz anderen Liga als die anderen Nationen.

Ein orangefarbener Hartplatz, zwei Tennisplätze mit Netzen und ein Holztisch, auf dem zahlreiche Mikrofone stehen: Für Christen Press muss diese Umgebung wie eine Verschmelzung aus Kindheit und Gegenwart gewesen sein. Die US-Fußball-Nationalspielerin, die sich einen Tag vor dem WM-Halbfinale gegen England in einer etwas ungewöhnlichen Kulisse den Fragen der Journalisten stellt, stammt aus einer Sportlerfamilie, deren Vater ebenfalls Fußballer, die Mutter Tennisspielerin war.

“In der Familie”, erzählte die Stürmerin einmal der Zeitschrift Sports Illustrated, “wurde extrem viel Wert auf das Gewinnen gelegt.” Das führte dazu, dass ihr Selbstbewusstsein immer vom Ergebnis abhängig war. “Wenn ich gewonnen habe, fühlte ich mich wie eine Heldin, verlor ich, war ich einfach nur eine Verliererin”, erklärt sie in einem Video, indem sich die Spielerinnen des US Womens Soccer Team vorstellen.

Arrogant, überheblich, anmaßend?

Erfolg spielt nicht nur für Press, sondern für das gesamte Team eine extrem wichtige Rolle. Drei Weltmeistertitel, vier Olympiasieger, Weltranglistenplatz eins: Die Erwartungen, nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch die der Spielerinnen selbst, sind extrem groß – ebenso wie das Selbstbewusstsein des Teams.

“Wir haben das beste Team der Welt und das zweitbeste Team”, meinte Ali Krieger nach dem zweiten souveränen Gruppenspielsieg gegen Chile, in dem mit sieben frischen Spielerinnen sozusagen eine B-Elf angetreten war. Diese Aussage kam nicht überall gut an. Arrogant, überheblich, anmaßend – so die Reaktionen weltweit. “Wir sind nicht arrogant. Ich denke, wir sind einfach nur selbstbewusst”, entgegnet Press auf Frage der Deutschen Welle.

Kampf um Anerkennung gewonnen

Selbstbewusst, nicht arrogant: US-Star Christen Press (M.), hier im Viertelfinale der WM gegen Frankreich

“Wir haben vor unseren Gegnern großen Respekt. Unsere Art, das zu zeigen ist, dass wir uns sehr intensiv auf sie vorbereiten und dabei immer voraussetzen, dass der nächste Gegner der Beste in der Welt ist.” Mit dieser Herangehensweise ist das Team – anders als Deutschland – seit jeher konstant erfolgreich.

Und durch den Erfolg hat sich die Mannschaft im vergangen Jahrzehnt noch etwas anderes als Titel und Trophäen erspielt, das Fußballerinnen in anderen Ländern (bisher) weiterhin verwehrt bleibt: Anerkennung. Diese Wertschätzung nutzen die US-Frauen eindrucksvoll, um nicht nur auf dem Rasen, sondern auch außerhalb eine Vorreiterrolle einzunehmen.

“Die US-Frauen haben so eine große Plattform. Sie sind, wie beispielsweise Alex Morgan, richtige Stars”, erkennt die englische Nationalspielerin Lucy Bronze, einer der besten Fußballerinnen der Welt, gegenüber der DW neidlos an. “Sie versuchen, Themen zu setzten und mit Hilfe ihrer medialen Präsenz auf große Probleme hinzuweisen”, so die Abwehrspielerin.

Für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung

Morgan, Megan Rapinoe, Press und andere US-Spielerinnen wehren sich öffentlich gegen Diskriminierung und scheuen sich nicht, sich dafür auch mit dem Präsidenten anzulegen. Sie kämpfen für Gleichberechtigung, selbst wenn sie dabei gegen den eigenen Verband klagen müssen. Der Erfolg als Athletinnen auf dem Platz hat sie auch als Menschen selbstbewusst gemacht – und das macht das Team nochmals stärker.

Auch Christen Press hat von der gesellschaftlichen Wertschätzung im eigenen Land persönlich profitiert. “Sich allein über den Erfolg zu identifizieren, war für mich sehr ungesund”, erklärt Christen Press in dem Video des US Womens Soccer Team. “Ich habe gelernt, mich als Mensch zu mögen.” Mittlerweile gibt sie ihre Erfahrung aus über 100 Länderspielen vor allem an die jüngeren Spielerinnen weiter.

“Selbstbewusstsein ist etwas Großartiges. Es ist etwas, das uns als US-Team ausmacht und was wir mit unseren Leistungen demonstrieren und auch an unsere nachfolgende Generationen weitergeben wollen.”

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