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Showdown der beiden Borussias

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Am letzten Bundesliga-Spieltag des Jahres empfängt Spitzenreiter Dortmund den Tabellenzweiten Gladbach zum Topspiel und Prestigeduell. Die Frage nach der wahren Borussia wird die Partie jedoch nicht beantworten.

Wer ist die wahre Borussia? “Wir!”, schreien die Fans beider Lager. Die Mönchengladbacher bemühen die Geschichte. Schließlich wurde der Gladbacher “Borussia Verein für Leibesübungen 1900 e.V.” neun Jahre vor dem “Ballspielverein Borussia 09 e.V. Dortmund” gegründet. Die Dortmunder verweisen dagegen im Streit um die “wahre Borussia” auf die größeren Erfolge des BVB. Schließlich waren die Schwarzgelben schon achtmal deutscher Meister, die Schwarz-Weiß-Grünen nur fünfmal. Auch in der DFB-Pokal-Gewinnerliste liegen die Dortmunder (4) vor den Gladbachern (3).

International wiegen für die BVB-Fans zudem der Champions-League-Triumph 1997 und der Gewinn des Europapokalsiegs der Pokalsieger 1966 deutlich schwerer als die beiden Mönchengladbacher UEFA-Pokalsiege 1975 und 1979. Und überhaupt, so die Dortmunder Anhänger, lägen die Glanzzeiten der “Fohlen” ja schon Ewigkeiten zurück, im Gegensatz zu den Erfolgen des BVB. Vor dem Duell an diesem Freitag in Dortmund (Anstoß 20.30 Uhr MEZ, ab 20.15 Uhr im DW-Liveticker), einem echten Bundesliga-Spitzenspiel, trennen die beiden Borussias nur ein Tabellenplatz und sechs Punkte.

Schwung in die Winterpause mitnehmen

Spitzenreiter Borussia Dortmund will am letzten Hinrundenspieltag die erste Saisonniederlage vergessen machen, das 1:2 am Dienstag bei Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Und was würde sich dafür besser eignen als ein Sieg des vorzeitigen Herbstmeisters gegen den Tabellenzweiten, die andere Borussia aus Mönchengladbach? “Wir haben alle Möglichkeiten”, so Sebastian Kehl, Leiter der Dortmunder Lizenzspielerabteilung, “richtig Schwung mitzunehmen in die Winterpause”. Doch das wollen auch die Gladbacher. “Wir wollen das Jahr positiv abschließen. Wir fahren mit einem sehr guten Gefühl zum BVB”, sagt Torwart Yann Sommer.

Dortmunder Torfabrik: Kapitan Marco Reus (l.) und Paco Alcacer

Duell der treffsichersten Teams

“Wir freuen uns, Teilnehmer eines Topspiels mit dem Ersten gegen den Zweiten sein zu dürfen. Das waren wir lange nicht”, freut sich auch Gladbachs Sportdirektor Max Eberl auf das Duell der Borussias. “Ein Sieg wäre die absolute Krönung einer außergewöhnlichen Hinserie.” Die “Fohlen” haben zehn der bisher 16 Saisonspiele gewonnen und dabei 35 Tore erzielt.

Nur der BVB war mit zwölf Siegen und 42 Treffern erfolgreicher. Gladbachs Trainer Dieter Hecking beschreibt deshalb die Dortmunder auch aktuell als “Maß der Dinge in der Bundesliga. Der BVB ist für mich der Titelfavorit.”

Wiedersehen mit alten Bekannten

Einst in Gladbach, jetzt in Dortmund

Für seinen Dortmunder Kollegen Lucien Favre ist das Duell gegen die Gladbacher nicht nur wegen der Tabellensituation “ein wenig speziell”. Schließlich leistete der Schweizer bis September 2015 viereinhalb Jahre lang gute Arbeit in Mönchengladbach, führte den Klub sogar erstmals in die Champions League. “Natürlich habe ich noch Kontakte dorthin”, sagt Favre. So wünschte er noch vor einigen Tagen telefonisch dem verletzten Gladbacher Mittelfeldspieler Raffael gute Besserung.

Ausfälle bei beiden Teams

Neben Raffael wird dem Tabellenzweiten am Freitag definitiv auch Matthias Ginter fehlen. Ob die angeschlagenen Lars Stindl, Jonas Hofmann, Christoph Kramer, Tony Jantschke und Nico Elvedi spielen können, ist noch offen. Doch auch den BVB hat inzwischen das Verletzungspech eingeholt: Mit Abdou Diallo, Manuel Akankji und Dan-Axel Zagadou fallen für das Topspiel gleich drei Innenverteidiger aus.

“Keine Mission impossible”

Die Statistik spricht eher für den BVB. Zum 93. Mal treffen die beiden Teams in der Bundesliga aufeinander, 35-mal gewannen die Dortmunder, 29-mal siegte die “Fohlen”-Elf. Die vergangenen sechs Spiele gegen Gladbach entschieden die Schwarz-Gelben für sich, in den letzten drei Duellen in Dortmund erzielte der Gastgeber 14 Treffer (4:0, 4:1, 6:1). So weit will Gladbachs Trainer Hecking aber nicht zurückblicken. Für ihn zählt die aktuelle Form, und der jüngste Patzer des BVB macht ihm Hoffnung: “Das ist keine Mission impossible. Auch Fortuna Düsseldorf hat es geschafft.”

Egal wie das Topspiel ausgeht, es wird nicht die Frage beantworten, wer nun die wahre Borussia ist. Denn die wurde weder in Mönchengladbach noch in Dortmund geboren. Borussia war im 19. Jahrhundert schlicht der neulateinische Begriff für Preußen.


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  • Spitzenspiel BVB gegen Borussia

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    Autorin/Autor: Andreas Sten-Ziemons


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